Schilddrüse

Die Schilddrüse ist ein relativ kleines Organ, unterhalb des Kehlkopfes und beidseits der Luftröhre anliegend. Bei Frauen wiegt die Schilddrüse normalerweise bis zu 18 g, bei Männern bis zu 25 g.
Die Schilddrüse produziert u.a. die beiden lebenswichtigen Hormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin). Diese Schilddrüsenhormone regulieren wichtige Funktionen im Körper: den gesamten Stoffwechsel, Herz und Kreislauf, Magen und Darm, Nerven und Muskeln.
Die Schilddrüse beeinflusst mit ihren Hormonen auch Persönlichkeit und seelisches Wohlbefinden, Sexualität und Fruchtbarkeit sowie das Wachstum von Haut, Haaren und Nägeln.

Bei Kleinkindern und Jugendlichen spielt die Schilddrüse zusätzlich eine ganz besondere Rolle. Sie steuert die gesamte körperliche und geistige Entwicklung.

Die Arbeit der Schilddrüse wird von der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gesteuert: dort wird ein schilddrüsenstimulierendes Hormon, das TSH (Thyreoidea-Stimulierendes-Hormon), gebildet, welches die Hormonausschüttung der Schilddrüse anregt.

Die Schilddrüse benötigt als Baustein für die Herstellung ihrer Hormone Jod. Normalerweise braucht ein erwachsener Mensch ungefähr 150-200 µg von diesem lebenswichtigen Spurenelement täglich, damit die Schilddrüse ausreichend mit Jod versorgt wird.
Je nach Lebensalter und -situation kann der Jodbedarf auch höher sein, z.B. in der Schwangerschaft und Stillzeit. Eine Jod-Unterversorgung führt zu Veränderungen in der Schilddrüse, z.B. zu Wachstum, Knotenbildung und Funktionsstörungen.
Die Jodaufnahme in der Schilddrüse kann durch Verzehr von jodhaltigen Lebensmitteln (z.B. Seefisch), durch Einsatz von jodiertem Salz oder durch die Einnahme von Jodtabletten gesteigert werden.
Die Einnahme von Jod in Form von Tabletten ist insbesondere während der Schwangerschaft und der Stillzeit sowie bei heranwachsenden Jugendlichen zwischen dem 6. und 18. Lebensjahr wichtig, da in diesen Fällen die Jodaufnahme durch Nahrungsmittel in Deutschland häufig nicht ausreichend ist. Die Einnahme von Jodtabletten sollte jedoch immer nach Abstimmung mit dem Arzt erfolgen.

Erkrankungen der Schilddrüse können sich auf verschiedene Arten bemerkbar machen:

  • Äußere Merkmale: Wachstum der Schilddrüse, welches dann zur Struma (im Volksmund „Kropf“) und/oder zu Knotenbildungen führt.
  • Störung der Hormonproduktion: Ausbildung einer Über- oder Unterfunktion.
  • Schmerzen oder Kloßgefühl im Rahmen von entzündlichen Veränderungen der Schilddrüse.
  • Die neueste Erhebung an über 150.000 Personen in Deutschland hat ergeben, dass etwa jeder dritte Erwachsene solche Veränderungen der Schilddrüse aufweist, bei Patienten über 45 Jahren sogar jeder Zweite.

Untersuchung der Schilddrüse

Bei der Untersuchung der Schilddrüse wird in der Regel eine sogenannte Stufendiagnostik angewandt: zunächst die Erhebung der Anamnese, dann die körperliche Untersuchung, anschließend die Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse sowie in Abhängigkeit von diesen Parametern die Festlegung der verschiedenen Laboruntersuchungen und ggf. der Funktionsszintigraphie.

1. Erhebung der Krankheitsgeschichte und Beschwerden
2. Die körperliche Untersuchung (Abtasten der Halsregion)
3. Sonographie (Ultraschalluntersuchung) ggf. zusätzlich die Real-time-Elastographie
4. Szintigraphie (Funktions- und/oder MIBI-Szintigraphie)
5. Gegebenenfalls die Feinnadelpunktion
6. Immunologische Laboruntersuchungen
7. Proliferationsmarker bzw. Wachstumsfaktoren

Aus der Zusammenschau aller Ergebnisse kann dann eine möglichst exakte Diagnose erfolgen und ein individueller, auf den Patienten abgestimmter Therapieplan erstellt werden.
Da unsere Praxis seit Langem auf die Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen spezialisiert ist, erfolgt die Behandlung unserer Patienten unter Berücksichtigung aller bekannten Effekte und Einflüsse auf dieses wichtige Organ.

In unserer Praxis erhält jeder Patient einen individuellen Schilddrüsen-Pass (ähnlich einem Impfpass). In diesem sind alle Untersuchungstermine und die aktuelle Medikation für Sie eingetragen.
Der Schilddrüsenpass hilft Ihnen und dem behandelnden Arzt, Ihren Schilddrüsenstatus und die aktuelle Medikation zu erkennen.

Die Untersuchungen der Schilddrüse im Detail

1. Erhebung der Krankheitsgeschichte und Beschwerden

Uns ist es wichtig, unsere Patienten vor einer Untersuchung und Befunderstellung medizinisch gut kennen zu lernen. Dies schließt die vorangegangenen Erkrankungen und alle aktuellen Beschwerden sowie die einzunehmenden Medikamente ein. Durch einen kurzen Fragebogen und das Arzt-Patient- Gespräch verschaffen wir uns so einen guten Überblick, können unseren Patienten ganzheitlich betrachten und eine möglichst genaue Diagnose und Therapieempfehlung stellen.

2. Die körperliche Untersuchung (Abtasten der Halsregion)

Diese Untersuchung dient dazu, insbesondere Knotenbildungen und Verhärtungen der Schilddrüse zu ertasten und mit der typischen Struktur der Schilddrüse zu vergleichen.

3. Sonographie (Ultraschalluntersuchung) 

Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse

Diese Untersuchung dient dazu, die Struktur, die Größe, evtl. Knotenbildungen sowie ggf. die Durchblutung der Schilddrüse bildlich zu erfassen. Bei der Sonographie der Schilddrüse untersuchen wir zumeist auch das umliegende Gewebe, insbesondere die Lymphknoten des Halses, um auch deren Status festzustellen.

Bei der Ultraschalluntersuchung kommt fallabhängig die Real-Time-Elastographie, eine der modernsten Untersuchungsmethoden zur Abklärung der Knotenbeschaffenheit, zum Einsatz. Dabei wird die Elastizität der Knoten untersucht. Verhärtetes Gewebe sollte dabei weiter abgeklärt werden. Auf der anderen Seite spricht weiches, elastisches Gewebe für gutartige Veränderungen der Schilddrüse.

4. Schilddrüsenszintigraphie

Schilddrüsenszintigramm

Schilddrüsenszintigramm

Bei der Szintigraphie wird dem Patienten eine radioaktiv markierte Substanz (zumeist 99mTechnetium-Pertechnetat) in sehr geringer Menge intravenös verabreicht. Diese Substanz reichert sich anschließend in der Schilddrüse an. Etwa 15 min später können dann Bilder von der Stoffwechselaktivität der Schilddrüse angefertigt werden. Mit dieser Untersuchung kann eine Überfunktion oder eine akute Schilddrüsenentzündung nachgewiesen werden.
Sie dient ferner dem Nachweis heißer und kalter Schilddrüsenknoten. Heiße Knoten können eine Schilddrüsenüberfunktion auslösen, kalte Knoten können in seltenen Fällen (ca. 3-5%) bösartig sein und sollten daher weiter abgeklärt werden.
Der Arzt erhält nach der Untersuchung ein Bild, anhand dessen er die Intensität der Schilddrüsenfunktion als auch die Lage und Aktivität von Knoten beurteilen kann.

Die Strahlenexposition bei der Schilddrüsenszintigraphie ist als sehr gering bzw. vernachlässigbar einzustufen. Sie entspricht nur einem kleinen Bruchteil der jährlichen natürlichen Strahlenexposition auf der Erde. Das verabreichte Radionuklid wird in der Schilddrüse nur kurze Zeit für die Aufnahme gespeichert und dann rasch über die Harnwege ausgeschieden.

MIBI-Szintigraphie

Die MIBI-Szintigraphie dient zur weiterführenden Diagnostik von sog. kalten Schilddrüsenknoten. Wenn sich ein kalter Knoten in der MIBI-Szintigraphie auffällig darstellt, steigt die Wahrscheinlichkeit für Bösartigkeit entsprechend der Datenlage auf ca. 15-20 %. Bei einer unauffälligen MIBI-Szintigraphie hingegen liegt das Risiko für Bösartigkeit bei weit unter 1 %. Hier ist eine regemäßige Überwachung durch den Facharzt ausreichend.

5. Feinnadelpunktion

Bei auffälligen/verdächtigen Schilddrüsenknoten erfolgt die Entnahme einer kleinen Zellprobe mittels einer Feinnadelpunktion (Biopsie). Die entnommene Probe wird in einem pathologischen Institut auf Malignität untersucht. In Kombination mit den vorangegangenen Untersuchungen kann daraus eine gute Eingrenzung des Tumorverdachtes erfolgen, die als Basis für die weitere Behandlung dient.
Da wir über eine langjährige Erfahrung mit der Feinnadelpunktion verfügen, können wir die Indikationsstellung sehr gut einschätzen. Die Punktion ist in der Dignitätsabklärung von Schilddrüsenknoten von hoher Aussagekraft.

6. Immunologische Laboruntersuchung:

Für die Untersuchung der Schilddrüsenfunktion stehen heutzutage außerordentlich verlässliche Laboruntersuchungen zur Verfügung. Diese werden als sogenannte immunologische Untersuchungen in unserem Speziallabor durchgeführt.
Im Wesentlichen handelt es sich dabei um die Bestimmung der Schilddrüsenhormone T3, T4 sowie des Botenstoffs der Hirnanhangdrüse TSH. In Abhängigkeit von den anderen Untersuchungsergebnissen kann auch eine Bestimmung des Proliferationsmarkers TG sowie von Tumormarkern wie z.B. Calcitonin erfolgen. Weitere in unserem Labor durchgeführte Bestimmungen umfassen: Vitamin D, Parathormon, Ferritin und PSA.

Bei Patienten, die weiter entfernt wohnen oder bei denen unser Arzt nur eine Kontrolluntersuchung des Blutwertes für erforderlich erachtet, kann der Hausarzt auch eine Blutprobe in unser Speziallabor einsenden. Hier erfolgt die oben beschriebene Diagnostik. Anschließend werden wir die Ergebnisse mit unserer Ergebnisinterpretation dem überweisenden Arzt zusenden.

Anatomie der Schilddrüse